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WETTERTURM in PREBENSDORFBERG
- jetzt KAPELLE –

Auf der Grundparzelle Nr. 668, im früheren Grundbuche mit der Berg- Urbar Nr. 34 Pröbensdorf ad Riegersburg angegeben, angrenzend zu der Fam. Adolf SALMHOFER, Buschenschank in Prebensdorfberg, stehet ein ca. 3x3 in der Grundfläche und ca. 12 Meter hoher, mit Ziegeln gemauerter Turm. Das Baudatum dieses Glockenturmes ist mit der Jahreszahl 1772 ausgewiesen. Südlich dieses Turmes ist ein kleines Gebetshaus angebaut, das aber neueren Datums sein dürfte.
Die Glocke dieses Turmes musste wie viele andere auch, im 2. Weltkrieg für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden, deshalb war dieser Turm bis zum Jahre 1974 verwaist.
Der Glockenturm ist innen mit drei massiven Holzleitern ausgestattet, auf denen man bis zur Glockenstube aufsteigen kann. Das Dach war bis vor kurzem mit alten (handgeschlagenen) Ziegeln gedeckt, wobei an der Spitze dieses Daches ein zweifaches, schmiedeeiserneres Kreuz hinausragt. Im eingearbeiteten Messingknauf haben sich die Helfer der Renovierung vom Jahre 1974 in einem Schriftstück verewigt. Bemerkenswert ist noch die Festbauweise, welche dieser Wetterturm aufweist. Sie dürfte auf die relativ reiche Gemeinde (Weinbau) hinweisen, weil andere Türme fast nur Holzbauwerke, wie ZB in Rollsdorf und Arnwiesen waren. Oft wurden die hölzernen Wettertürme abgerissen und durch gemauerte Kapellen ersetzt, wie ZB in Breitegg oder in Preßguts.

Die Prebensdorf-Bergler taten sich im Jahre 1974 zusammen, um ihre schon recht desolate Kapelle wieder herzurichten. Da auch keine Glocke mehr vorhanden war, machten sich Frau Salmhofer drauf und dran, eine Glocke zu organisieren. Sie erzählt, dass die Aussicht bestanden hätte, eine gerauchte Glocke zu bekommen. In der Zwischenzeit hatte Frau Salmhofer in ihrem Buschenschank in Prebensdorfberg Besuch aus ihrer Heimat Vorarlberg bekommen. Dem erzählte sie von ihrem Vorhaben, wonach dieses Ehepaar DIETRICH sofort bereit war, diese Kosten zu übernehmen. Herr Dietrich wollte für seine Landsmännin etwas tun. Leider hatte es sich der Besitzer dieser gebrauchten Glocke anders überlegt und verkaufte sie nicht. So musste eben auf eine neue Glocke, die natürlich doppelt so teuer war, ausgewichen werden. Nun verständigte Frau Salmhofer die Familie Dietrich von der Änderung und fragte, ob es ihen etwas ausmache, wegen der nun doppelten Kosten, noch einen Sponsor hinzuzuziehen. Gehend sagte aber die Fam. Dietrich zu, die gesamten Kosten der Glocke von 16.000 Schilling übernehmen zu wollen. So konnte die neue Glocke angeschafft werden. Die neue Bronzeglocke hat ein Gewicht von 78 kg, einen Durchmesser von 50.3 cm und den Ton g/2. Sie wurde in der bekannten Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen.

Glockeninschrift: GESTIFTET VON ALBIN DITRICH BEZAU VLBG UND DER GEMEINDE ILZTAL UNTER BÜRGERMEISTER NAGL

Die Kosten für das elektrische Läutwerk wurden von der Fam. Hütter in Prebensdorfberg übernommen. Die Glocke läutet nun 3x am Tag und zwar um 7 Uhr früh, 12 Uhr mittags und um 19 Uhr abends ca. 2 Minuten lang. Beim Tod eines Berglers/in wird die Glocke ca. 10 Minuten geläutet.

2008

In diesem Jahr wurde der Wetterturm bzw. die Kapelle abermals renoviert. Die Dachziegel waren schon am Zerbröseln und die Dachlatten morsch vom eindringenden Regenwasser. So musste das Dach erneuert werden. Die Außenfassade wurde auch neu übermalt. Am Sonntag, den 5. Oktober 2008 wurde die Kapelle mit Erntedankfest und Beteiligung der Kindergarten – und Volksschulkinder aus Prebensdorf feierlich um 9 Uhr am Vormittag eingeweiht. Viele Menschen kamen zu diesem Fest.

WETTERTURM
Abwehr- und Schmutzmaßnahmen gegen Unwetter

Gewitter haben etwas Unheimliches an sich – ein schwarzer Himmel, Blitz, Donner und oft begleitet von großen, alles vernichtenden Hagelkörnern. Es ist nicht verwunderlich, dass die Menschen zu allen Zeiten versucht haben, unheilvolle Gewitter von ihren Häusern und Feldern abzuwehren.

Bereits in der Antike sanktionierte die alte Kirche bekannte Abwehrmittel, wie beispielsweise Hagelkreuze und Wetterglocken. Mit Bittprozessionen und Schauerämtern versuchte man sich im Mittelalter vor Unwettern zu schützen. Auch heute gibt es nur bedingt Möglichkeiten, sich gegen Unwetter zur Wehr zu setzen, wie zB Hagelnetze und Wetterflieger. Um wie viel weniger war dies für unsere Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten möglich. Eine beliebte Methode der Gewitterabwehr war die Lärmerzeugung: Hornblasen, Böller- und Gewehrschüsse und vor allem Glockengeläute sollten helfen, Dorf und Flur vor der Vernichtung zu bewahren. Meist versuchte man, durch das Wetterschießen oder durch das ältere Wetterläuten die im Unwetter daher stürmenden bösen Geister zu verscheuchen. Neben dem alten Dämonenglauben ist die Weihe der Glocke die christliche Komponente des Glaubens an die Wirksamkeit des Wetterläutens.

Besoldender das Gebiet des Schöckels, wo sich oft schreckliche Gewitter zusammenbrauen, galt als Hexentanzplatz. Es dürfte sich daher kaum um einen Zufall handeln, dass gerade hier Wettertürme errichtet wurden.
Der jeweilige Mesner hatte das Recht, für die Läute Tätigkeit bei den umliegenden Bauern Naturalien abzusammeln.
Dieser Turm in Prebensdorfberg, ist ein Wetterturm, fundiert mit dem Schreiben an das Grazer Kreisamt von 1786, der Ortschaft Prebensdorfberg, um Erlaubnis, Wetterläuten zu dürfen. Der damalige Kaiser Joseph II., der sogenannte Bauernkaiser, hatte mehrmals wegen schwerer Unglücke (Blitzschläge) das Wetterläuten verboten. Eine Reihe trauriger Erfahrungen setzt außer Zweifel, dass die durch das Glockengeläut in Bewegung gesetzte Metalle, statt die Gewitterwolken zu vertreiben, vielmehr den Blitz anziehen und die Gefahr vergrößern. Kaiser Joseph der II. verbietet das Glockenläuten im Jahre 1783, 1785 und 1786.

Quellen:   
Kreisamtsprotokolle, Landesarchiv Graz
Wettertürme der Steiermark von Erwin Kämmerer
Wetterläuten in der Steiermark VD i .R. Hans Rohrer
Frau Elisabeth Salmhofer

Anmerkung: Gestiftet wurde die Glocke „nur“ von der Fam. Dietrich aus Vorarlberg.

Werner Rahm e.h., Rollsdorf am 4. Dezember 2013

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